MINDFUL MONDAY (67) von Roland Dörig

Das Bild des Meditierenden in völligem Frieden und Harmonie ist trügerisch und irreführend. In der Meditation können wie im Leben sowohl angenehme als auch unangenehme Erfahrungen auftreten. Entscheidend ist, wie wir damit umgehen.

Eine Teilnehmerin hat im letzten Einführungskurs Meditation eindrücklich berichtet, dass sie in der Meditation total wütend geworden sei und dies fast nicht ausgehalten habe. Sie hat gelitten und darauf gehofft, dass die Meditation bald vorbei ist. Ihr Leiden hatte viel damit zu tun, dass sie sich gegen die Wut gewehrt hat, sie loshaben wollte. Dies hat schliesslich dazu geführt, dass sie auch noch wütend darüber wurde, dass sie wütend ist. Dieses Beispiel zeigt sehr schön wie sich unangenehme Empfindungen durch Widerstand verstärken und in einem negativen Kreislauf enden können aus dem man nur noch schwer aussteigen kann.

Abwehr ist unsere instinktive Reaktion auf unangenehme oder schmerzliche Gefühle. Widerstand gegen die aktuelle Erfahrung – es anders haben zu wollen als es gerade ist – ist aber das Gegenteil von Achtsamkeit. Achtsamkeit bedeutet sich allen Erfahrungen zuzuwenden – nicht abzuwenden. Widerstand bzw. Aversion gilt als eines der 5 Hindernisse in der Meditation. Dass Aversion in der Meditation auftritt ist ganz normal. Wichtig ist dann aber, dass wir sie erkennen. Nur so können wir aus dem Modus des Kämpfens und Loshaben – Wollens aussteigen. Anstatt zu kämpfen sollten wir dann versuchen uns mutig und voller Vertrauen für die Erfahrung zu öffnen, sie neugierig zu beobachten. Es ist hilfreich in diesen Momenten anzuerkennen, dass es grad schwierig ist („es ist grad schwierig, aber es darf so sein“) und freundlich mit sich selber zu bleiben. Sich selber eine liebevolle Umarmung zu schenken oder eine Hand auf Herz zu legen kann ein heilsamer Akt des Selbstmitgefühls in schwierigen Momenten sein – auf und neben dem Meditationskissen.

Eine einfache aber gehaltvolle Formel lautet:
Schmerz x Widerstand = Leid

Schmerz bzw. unangenehme Gefühle sind unvermeidlich. Sie gehören zum Leben. Auf das Ausmass des Leidens jedoch haben wir Einfluss. Die unangenehmen Empfindungen bleiben im ersten Moment zwar bestehen, wenn wir uns ihnen zuwenden anstatt Widerstand zu leisten. Wir werden aber weniger daran leiden. Dies gilt sowohl in der Meditation als auch in unserem gesamten Leben. Wenn wir uns dem Schmerz, dem Unangenehmen zuwenden, dann können wir vielleicht allmählich verstehen, was die Ursache davon ist, was die Botschaft dahinter ist, herausfinden, was wir brauchen. So ist schliesslich Transformation möglich.

FEEL IT AND YOU CAN HEAL IT.