R.A.I.N. – Vier Schritte zum achtsamen Umgang mit schwierigen Gefühlen
von Roland Dörig

Sowohl in der Meditation als auch im Alltag tauchen neben angenehmen auch unangenehme Gefühle auf. Unser erster Impuls ist es oft diese so schnell wie möglich wieder loszuhaben zu wollen. Die R.A.I.N. Zauberformel schlägt einen alternativen, achtsamen Weg im Umgang mit schwierigen Gefühlen vor. Anstatt Unangenehmes weg haben zu wollen, verändern zu wollen geht es bei einem achtsamen Umgang gemäss R.A.I.N. darum eine neue Beziehung zu unangenehmen Empfindungen zu kultivieren.

R = Recognize – Erkennen
Mit der Aufmerksamkeit ganz in den gegenwärtigen Moment kommen und schauen, was im Körper und im Geist gerade passiert, was gerade los ist. Mit Offenheit und ohne zu bewerten wahrnehmen welche Gefühle, Empfindungen und Gedanken sind da. Es kann hilfreich sein, diese zu benennen. Zum Beispiel: Da ist Anspannung in der Stirn, da ist Ärger, da sind feindselige Gedanken etc.

A = Allow – Zulassen
Zulassen meint, alle Gefühle und Empfindungen so zu lassen wie sie gerade sind ohne sie verändern zu wollen. Es geht darum innerlich „ja“ zu sagen, zu dem was gerade da ist. Das heisst nicht, dass wir die Situation mögen müssen. Das Zulassen ist wichtig, da wir normalerweise den Impuls haben unangenehme Gefühle zu ignorieren, wegzuschieben oder zu unterdrücken. Wenn wir die unangenehmen Gefühle auf diese Art und Weise bekämpfen kreieren wir unbewusst noch mehr Leiden und Anspannung. In diesem Kampf verstricken wir uns in unseren Emotionen und Gedanken und laufen Gefahr mehr zu reagieren anstatt bewusst zu entscheiden was wir tun möchten.

I = Investigate – Erforschen
In einem nächsten Schritt geht es darum das Gefühl zu erforschen. Dabei können Fragen wie die folgenden hilfreich sein: Warum fühle ich mich wie ich mich gerade fühle? Welche äusseren Umstände beeinflussen gerade meine Gefühle? Wie kann ich mich im Moment unterstützen? Was brauche ich im Moment wirklich? Durch das Erforschen der Gefühle können wir besser verstehen, was gerade los ist und wir kommen in eine konstruktivere Beziehung zu den Gefühlen und Gedanken.

N = Non-Identification – Nicht-Identifikation
Nicht-Identifikation meint das Bewusstsein, dass wir nicht unsere Gedanken und Gefühle sind. Unsere Gedanken und Gefühle sind zwar Teil von uns, aber wir sind noch viel mehr als das was gerade da ist. Dieses Bewusstsein bringt Ruhe in den Sturm der Emotionen und hilft uns daran zu erinnern, dass da auch noch andere Anteile in uns sind und alles ein Kommen und Gehen ist.