MINDFUL MONDAY (58) von Roland Dörig

Wir alle wissen instinktiv, wie wir mit einem guten Freund umgehen, dem es grad nicht so gut geht. Es ist für uns klar und selbstverständlich, dass wir ihm Verständnis und Mitgefühl entgegenbringen. Mit uns selber hingegen gehen wir in schwierigen Situationen oft hart ins Gericht. Wir verwehren uns selber die Zuwendung, die wir bräuchten. Der innere Kritiker wird laut und betitelt uns als Versager und Dummkopf, der es nicht besser verdient hat. Dies ist wenig hilfreich, sondern verursacht noch mehr Leid.

Einem guten Freund…

  • Begegnen wir mit Akzeptanz und lassen ihn spüren, dass er genau so wie er ist, mit all seiner Unvollkommenheit, liebenswert ist.
  • Wir nehmen ihn in den Arm und trösten ihn.
  • Wir fragen ihn, was ihm in der aktuell schwierigen Situation gut tun würde und wie wir ihn unterstützen könnten.
  • Wir erinnern ihn an seine Stärken und spiegeln ihm, was wir an ihm bewundern und schätzen.
  • Wir erinnern ihn daran, dass er nicht der Einzige ist, der Fehler macht und Schwierigkeiten hat. Dies ist Bestandteil des Lebens.
  • Wir motivieren ihn dazu nach vorne zu schauen und die Gegebenheit als wertvolle Erfahrung anzuschauen, die in wachsen lässt.

Sich selber ein guter Freund zu sein klingt im ersten Moment vielleicht etwas seltsam oder sogar egoistisch. Doch was ist so falsch daran uns selber liebevoll zu begegnen, so wie wir es auch ganz selbstverständlich mit anderen Menschen tun?

Stell Dir doch in schwierigen Situationen immer mal wieder die einfachen Fragen:
„Wie würde ich jetzt mit einem guten Freund umgehen?“ „Was würd ich ihm sagen?“

Christopher Germer und Kristin Neff haben im Westen den Begriff des Selbstmitgefühls geprägt. Ein sehr spannender Ansatz, der uns helfen kann einen liebevolleren Umgang mit uns selber zu lernen. Mehr zum Konzept des Selbstmitgefühls und zum Trainingsprogramm Mindful Self-Compassion gibt es in einem nächsten Blog-Beitrag.