MINDFUL MONDAY (108) von Reto Weishaupt

Hand aufs Herz, die heutige Arbeitswelt fordert uns heraus. Viele kurzfristige „Changes“, Terminengpässe und wachsender Informationsüberfluss sind Realität. Die Unsicherheit und Komplexität nehmen zu. Die technologische Entwicklung verläuft schneller als die menschliche Anpassungsfähigkeit. Diesem steigenden Druck können Organisationen entgegenwirken, z.B. durch die Übung von Achtsamkeit.

Benefits von Achtsamkeit im organisationalen Kontext

Achtsamkeit können wir in Anlehnung an Kai Romhardt in 4 Kontexten üben:

    1. Individuell zu Hause (alleine für uns selbst)
    2. Kollektiv im privaten Kontext (zusammen und/oder im Austausch mit anderen)
    3. Individuell am Arbeitsplatz (alleine für uns selbst)
    4. Kollektiv im organisationalen Kontext (zusammen und/oder im Austausch mit anderen)

Reicht es nicht, wenn im ersten und zweiten Kontext jeder für sich im privaten Umfeld Achtsamkeit übt? Doch, das reicht grundsätzlich bereits und ist sehr wertvoll. Wird Achtsamkeit jedoch zusätzlich auch noch im dritten und vierten Kontext vom Arbeitgeber gefördert, entfalten sich noch grössere Benefits für jeden Mitarbeiter und in der Folge für das Unternehmen:

    • Organisationen resp. Unternehmen können mit der Förderung von Achtsamkeit den eingangs erwähnten Herausforderungen gezielt begegnen, weil Achtsamkeit die Resilienz (Widerstandskraft) ihrer Mitarbeiter stärkt.
    • Der Mensch ist ein soziales Wesen. Empathie, positive Beziehungen und konstruktive Kommunikation sind in der Arbeitswelt enorm wichtig. Achtsamkeit stärkt diese Aspekte in Organisationen. Hier ist auch die Team-Achtsamkeit angesiedelt, welche positive Auswirkungen in verschiedenerlei Hinsicht auf Team-Mitglieder hat. Mehr dazu in unserem Blog-Artikel Team-Achtsamkeit und warum wir sie in Unternehmen fördern sollten.
    • Die Arbeitsleistung der Mitarbeiter wird verbessert, weil die Entscheidfindung, der Umgang mit Veränderungen sowie die Innovationsfähigkeit durch die konsequente Übung von Achtsamkeit gestärkt werden.
    • Achtsamkeit ist förderlich für eine inspirierende und motivierende Unternehmenskultur, in der Mitarbeiter interessiert, offen und authentisch am Arbeitsplatz erscheinen.
    • Immer mehr Mitarbeiter möchten nicht nur fachlich, sondern auch auf der persönlichen Ebene wachsen und erwarten entsprechende Angebote von ihrem Arbeitgeber.
    • Die Investitionen einer Organisation in die Förderung von Achtsamkeit ihrer Mitarbeiter fliessen mehrfach zurück. Die Zahlen des Versicherungskonzerns Aetna Inc. und des IT-Konzern SAP SE sind eindrückliche Paradebeispiele.
Warum Organisationen Achtsamkeit fördern sollten

Eine wissenschaftliche Literatur-Recherche kam bereits 2016 zum Schluss, dass Achtsamkeit mit vielen Aspekten im Arbeitskontext verbunden ist, und dass durch Achtsamkeitstraining Verbesserungen in folgenden drei Schlüsselbereichen möglich sind, die nachfolgend näher erläutert werden:

    • Achtsamkeit und Resilienz
    • Achtsamkeit und Arbeitsbeziehungen
    • Achtsamkeit und Arbeitsleistung
Achtsamkeit und Resilienz

In einer Studie, in der die Faktoren untersucht wurden, die die Resilienz (Widerstandskraft, Belastbarkeit) von Einzelpersonen unterstützen, gaben 90 % der Forschungsteilnehmer an, dass sie Belastbarkeit in sich selbst finden. Über 50 % der Menschen gaben auch ihre Beziehungen als Quelle der Belastbarkeit an. Nur 20 % gaben an, dass ihre Arbeit sie belastbar macht, und interessanterweise gaben nur 12 % an, dass ihre Organisationen ihnen dabei helfen. Diese letzten beiden Ergebnisse weisen auf ungenutztes Potenzial für den Aufbau nachhaltiger Belastbarkeit innerhalb einer Organisation hin. Die Forscher stellten fest, dass Organisationen mehr tun können, um Mitarbeiter bei der Entwicklung von Resilienz zu unterstützen, und dass dies ein integraler Bestandteil der Mitarbeiter- oder zumindest der Führungskräfteentwicklung sein sollte.

Achtsamkeit in Organisationen kann die Resilienz unterstützen, weil sie Mitarbeiter vermehrt in die Lage versetzt, die Anzeichen von Stress zu erkennen und effektiver zu reagieren. Achtsamkeit hilft zudem ein Unterscheidungsvermögen zu entwickeln, um besser unterscheiden zu können zwischen Aktivitäten, die interne Ressourcen nähren oder erschöpfen. Weiter hilft achtsames Arbeiten die Macht der Gedanken zu erkennen und Wege zu finden, geschickt mit ihnen umzugehen. Und Achtsamkeit unterstützt eine Kultur, in der Beziehungen geschätzt und mitfühlendes Handeln hochgehalten werden.

Achtsamkeit und Arbeitsbeziehungen

Forschungsstudien zur Achtsamkeit am Arbeitsplatz bringen Achtsamkeit mit verbesserten Beziehungen am Arbeitsplatz und verbesserter Zusammenarbeit in Verbindung. Wie die Teammitglieder über ihre Arbeitskollegen und Vorgesetzten denken, kann sich darauf auswirken, wie effektiv ein Team seine Aufgaben erfüllt. Positive Beziehungen tragen dazu bei, produktive Teams zu schaffen, was sich letztlich auf das Endergebnis einer Organisation auswirkt. Erfolgreiche Beziehungen zwischen Teammitgliedern können durch eine bewusste Haltung von Achtsamkeit und Mitgefühl gestärkt werden.

 

„Ich glaube, dass einige dieser Geschäftsbegriffe wie Effizienz und Gewinnmaximierung gut und schön sind, aber das Wichtigste, was man wissen muss ist, dass es beim Geschäft um Menschen geht. Es geht darum, sicherzustellen, dass man in der Lage ist, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.“
– Dr. Deborah Stroman

 

Eine Studie kam zum Schluss, dass die Achtsamkeit der Vorgesetzten die emotionale Erschöpfung der Mitarbeiter verringerte und die Work-Life-Balance der Mitarbeiter erhöhte. Die Achtsamkeit des Vorgesetzten stand in positivem Zusammenhang mit der Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter und der Befriedigung psychologischer Bedürfnisse. Darüber hinaus stand die Achtsamkeit von Vorgesetzten in positivem Zusammenhang mit der allgemeinen Arbeitsleistung.

Achtsamkeit und Arbeitsleistung

Eine Studie zeigt, dass Achtsamkeit den „Sunk-Cost-Bias“ reduziert (unsere Neigung, mit etwas weiterzumachen, weil wir bereits so viel Zeit oder Geld investiert haben, auch wenn es vielleicht nicht mehr das Beste ist). Eine andere Untersuchung impliziert, dass Achtsamkeit die für die Entscheidungsfindung erforderlichen Informationsbeschaffungsprozesse verbessern könnte.

Kreativität ist ein Element der Arbeitsleistung und dient nicht nur der Erfindung neuer Produkte und Dienstleistungen, sie kann entscheidend für die individuelle Leistung, die Problemlösung und die Entwicklung effizienter Prozesse sein. Forschungen zur Problemlösung kamen zu dem Schluss, dass es eine „direkte Beziehung zwischen Achtsamkeit und Kreativität“ gibt. Achtsamkeit verringert die kognitive Rigidität (die Neigung, durch Erfahrung geblendet zu werden). Stattdessen erhöht es die Fähigkeit, auf ein bestimmtes Problem auf neuartige und anpassungsfähige Weise zu reagieren. Achtsamkeit unterbricht und untergräbt absichtlich unsere gewohnten Reaktionsmuster und macht uns laut einer Forschungsarbeit empfänglich für neue Ideen und Denkweisen.

Im Bereich Arbeitsleistungen könnten noch viele weitere positive Aspekte der Achtsamkeit beleuchtet werden. Zum Beispiel die verbesserte Konzentrationsfähigkeit oder der konstruktivere Umgang mit Veränderungen. Mehr Inputs generell zur wissenschaftlichen Forschung über Achtsamkeit und Meditation findest du auf unserer Übersichtsseite Meditation und Wissenschaft.

 

„Was gut für die Mitarbeiter ist, ist auch gut fürs Geschäft.“
– Arianna Huffington

 

Achtsamkeitstraining für Mitarbeiter

MINDFULMIND ist Teil der Vision, dass Meditation als Instrument und Achtsamkeit als Haltung in der Gesundheitsförderung von Schweizer Unternehmen Eingang findet. Wir möchten vor allem auch KMU ansprechen, die mit bereits einem relativ kleinen Budget einen ersten Schritt tun können. Dafür haben wir das praxisorientierte und ganzheitliche Achtsamkeitstraining MINDFULWORKS sowie ein aufbauendes Achtsamkeitsprogramm entwickelt – zum Wohle der Mitarbeiter und des Unternehmens.

 

 

Reto

 


Reto Weishaupt
ist Meditationslehrer und Achtsamkeitscoach bei MINDFULMIND. Meditation ist für ihn ein starkes Instrument, das er zur Geistes- und Herzensschulung gerne weiter gibt – undogmatisch, säkular und frei von Ideologie. „It’s all about cultivating mind and heart.“

 

 

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